Kansas City, 30 Jan 2020
Weil die Senatoren die Woche hindurch am Impeachment-Verfahren gegen Donald Trump in Washington gefesselt sind (Sitzpflicht, kein Kaffee, Wasser und Milch), ist ein zweiter Ausflug von Kansas City nach Iowa notwendig.Der Rückweg führt durch das Madison County (Bridges of…) mit einem Halt im John-Wayne-Museum in Winterset.
Bernie Sanders – Sonntag, 26. Januar, 1130 Uhr. La Poste, Perry.
Der Ort: Getäferte Versammlungshalle, 50 Kilometer von der Hauptstadt Des Moines. Perry: 7000 Einwohner. Wirtschaft: Tyson Foods Schweineverarbeiter. Mittleres Haushaltseinkommen 47330 Dollars. Mittlerer Hauspreis 102 000 Dollar. Wahl 2016: Trump 57,7 Prozent, demokratische Vorwahl Clinton 54,2 Prozent. Wahl 2012: Obama 52.2 Prozent. Lokalgrösse: Footballspieler Dan Grimm (Super Bowl Sieger 1987 mit den Washington Redskins).
Bernard “Bernie” Sanders: 79 Jahre alt. Geboren in einer jüdischen Familie in Brooklyn/New York. Als Student Organisator in der Bürgerrechtsbewegung, 1968 Umzug in den Bundesstaat Vermont aufs Land. Filmemacher, Zimmermann, politischer Organisator. Demokratischer Sozialist. 1981 als Unabhängiger zum Bürgermeister der Hauptstadt Burlington gewählt. 1990 als Unabhängiger in den US-Kongress, 2007 in den US-Senat gewählt. 2015 Protest gegen Präsident Obamas Verlängerung der Bush-Steuererleichterungen ( “The Speech”), 2016 Kandidatur für die US-Präsidentschaft und Gründung einer Bewegung für eine “politische Revolution”.
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In Perry läuft es anders. Vor dem Einlass bildet sich eine lange Schlange, es gibt Sicherheitskontrolle, keine Getränke, keine Schusswaffen, kein Essen, die Taschen geleert, das Publikum paarweise abgeklopft, von zwei Frauen. Draussen werden Ansteckknöpfe verkauft: “Feel the Bern”, «Dogs against Trump”, auch Feministisches. “pussy power”, “no uterus, no opinion”.
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Der Saal ist gerammelt voll, eng gestuhlt, auf jedem Sitz ein Bernieplakat. Wohl an die 400 Leute, bunt gemischt, alte Männer mit langen Haaren, viele Junge, viele Tattoos, farbiges Haar. Im Gegensatz zum Sleepy Joe -Publikum in Fort Dodge und allen anderen Veranstaltungen geht es hier laut zu, es scherzt, man unterhält sich. Die Atmosphäre ist geladen. Der county organizer teilt mit, dass die Sanders-Kampagne in Iowa allein an 100 000 Türen geklopft und 6 Millionen Telefonanrufe gemacht habe. Die Bewegung rollt.
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Auftritt Michael Moore, der Filmemacher. Moore sieht aus wie ein Jäger ohne Tarnanzug, braune Feldjacke, Schlabberhose, die Kappe der Detroit Tigers auf dem wirren Haar, ein listiges Lächeln auf den Lippen. Er hält eine Sonntagmorgenpredigt: Die Letzten werden die ersten sein. Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr als ein Reicher. Handle gegenüber den Niedrigsten so, wie Du es gegen Dich selbst tun würdest. “Das ist Sozialismus”, sagt Moore. “christlich-jüdisch-buddhistisch-moslemische Ethik. In Europa nennen sie es Sozialdemokratie”. Sanders sei seit fünf Jahrzehnten bei der Sache. Civil Rights in den sechziger Jahren. Frauenrechte in den Siebzigern. 1972 schon für gay rights. Der Klimawandel, als noch niemand davon sprach. “Er hat sich nie verändert”.
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Auftritt Alexandra Ocasio-Cortez, die junge Abgeordnete aus New York, ein neuer Stern am demokratischen Firmament. “Zurück zur Normalität gibt es nicht”, sagt sie. “es gibt nur vorwärts – hin zu den wirtschaftlichen und sozialen Menschenrechten”. Hier ist nicht Kampagne wie gewohnt, sondern “Bewegung”, kein Kampf für eine Eigeninteresse, sondern Einstehen für die Interessen von anderen. Wie Sanders. “Er wurde nicht erst ein Progressiver, als es cool war. Er setzte eine Karriere aufs Spiel als er es machte”.
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Das stimmt. Sanders, der Berufspolitiker, war immer marginalisiert. Der einzige Unabhängige im Kongress, der erste Sozialist seit den zwanziger Jahren. Gegen die brutale Verbrechensbekämpfung der Clinton-Administration, gegen den Irak-Krieg von Bush, gegen die Steuerkompromisse von Obama. Seine Achtstunden-Filibusterrede gegen jenes Gesetz (“the Specht”) machte ihn national bekannt. Ein Sanders braucht keine Glaubwürdigkeit zu betonen. Jetzt ist er auf einmal nicht mehr isoliert, seine Kampagne ist die breiteste in Iowa, die Anhänger verströmen eine rohe Kraft hinter dem Sozialisten. Sanders macht oben Angst und unten Hoffnung.
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Bevor der Kandidat auftreten kann, muss ein radikaler Tierschützer zur Seite gebracht werden. Er hat ein grosses Transparent mit einem Kuhkopf entfaltet und hält laute Totenklage gegen den “Mord an Millionen Kühen”. Dann tritt Sanders vor. And with that, good morning. Ein kurzer Hinweis auf die Fahrplanänderungen wegen des Impeachment in Washington, und auf geht es. “Wir haben eine Agenda, die auf die Bedürfnisse der arbeitenden Menschen ausgerichtet ist”, sagt Sanders. “Meine Administration wird offen auf der Seite der arbeitenden Klasse stehen, gegen Wall Street, die Versicherungskonzerne, Pharmaindustrie, Ölindustrie, gegen den militärisch-industriellen Komplex, die private Gefängnisindustrie und die 1 Prozent, die ihren fairen Anteil an den Steuern nicht bezahlen”. Der Reihe nach geht es weiter: Wer 40 Stunden arbeitet, soll nicht in Armut leben müssen. Frauen sollen sich nicht mit 79 Cents pro Dollar Männerverdienst begnügen. Die staatliche Universität soll gratis sein. “Das ist nicht radikal, sondern so war es zu meiner Jugendzeit”, sagt Sanders. “New Deal”, ruft ein Banknachbar dazwischen. “Wenn wir vor elf Jahren die Gauner an der Wall Street retten konnten und uns Trumps Steuererleichterungen für die Milliardäre leisten können, dann können wir auch die Schulden der Studenten streichen. Eine “bescheidene Besteuerung der Börsenspekulation” tut es. Dann kommt das Gesundheitswesen. Insulin ist in Kanada zehnmal billiger als in den USA. 87 Millionen Amerikaner sind unterversichert. Eine halbe Million wird jedes Jahr durch medizinische Kosten in den Bankrott getrieben, “und dafür zahlen wir doppelt so viel wie Kanada”. Deshalb eine Ausdehnung der staatlichen Rentnerversicherung Medicare auf alle. Medicare for all. Dann das Klima. Die Vereinten Nationen warnen vor hunderten von Millionen Klimaflüchtlingen, das bedeutet Spannungen und Kriegsgefahr. Sanders ist der einzige Kandidat, der das Wort “Vereinte Nationen” in den Mund nimmt. Es brauche den grossen Sprung, den Green New Deal, den er im Senat eingebracht hat, und noch mehr, über die Grenzen hinaus. “Als Präsident werde ich alles Menschenmögliche tun, um die Welt zur Überzeugung zu bringen, dass wir alle gemeinsam in diesem Schlamassel stecken”.
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Bernard Sanders sieht so alt aus wie seine 79 Jahre. Aus dem offenen blauen Hemd ragt ein faltiger Altmännerhals. Der Strickpulli und der blaue Blazer mit den Golfknöpfen sind dezidiert altmodisch, sechziger Jahre vielleicht. Sanders kommt daher wie ein pensionierter Lehrer. Aber er strömt Kraft aus, eine rohe Kraft, nicht verbissen, aber hart. Ein Mann, mit dem man nicht scherzt. Sanders lacht nie, nicht einmal, wenn er ein Witzlein macht. Von Trump spricht er nicht viel. Es ist klar, dass er wegmuss. “Entweder haben wir Demokratie oder die Autokratie eines Präsidenten, der glaubt, er stehe über dem Gesetz”. Dann aber geht es erst los.
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Fragen gibt es nicht. Auch keine Selfie-Schlange. Bernie hat gesprochen, draussen wartet der Berniebus.
Amy Klobuchar – Sonntag, 26. Januar, 1500 Uhr. Jethro’s Barbeque, Ames.
Der Ort: Grossrestaurant in der Universitätsstadt Ames, 50 Kilometer nördlich von Des Moines. Ames: 60 000 Einwohner. Hauptwirtschaftszweig: die University of Iowa, mit weltberühmten Agrar- und Ingenieurabteilungen. Mittleres Haushaltseinkommen 52000 Dollar. Mittlerer Hauspreis 227000 Dollar. Wahl 2016: Clinton 51,3, demokratische Vorwahl Sanders 60. Lokale Berühmtheit: Dan Shechtman, Chemienobelpreisträger 2011.
Amy Klobuchar. 59 Jahre. Aus Minnesota. Tochter eines Sportjournalisten und einer Lehrerin (die Grosseltern mütterlicherseits waren Einwanderer aus der Schweiz) in Minnesota. Juristin. 1998 zur Staatsanwältin gewählt, seit 2006 als erste Frau US-Senatorin des Bundesstaats Minnesota. Verheiratet, eine Tochter. Klobuchar liegt in den Umfragen hinter dem führenden Quartett zurück.
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Im Gang zum hinteren Saal von Jethro’s Barbeque hängen zwei Plaketten, eine heisst “Hall of Shame” mit Verlierern, die andere “Hall of Fame”. Sie verzeichnet die Wettfresser, welche die “Adam Emmenecker Challenge” geschafft haben. So heisst die Aufgabe, innert fünfzehn Minuten ein fünfpfündiges “Sandwich” aus Schweinerenem, Speck, Käse, Huhn, Hamburger und frittierten Kartoffeln herunterzuschlingen. Rekordhalterin ist Molly Schuyler aus Bellevue/Nebraska. Sie schaffte es in 7 Minuten 53, es gibt youtube-Videos. An den Wänden im Herren-WC hängen die Zeitungsberichte, auch das Rezept.
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In der hinteren Halle von Jethro’s wird nichts serviert, aber der Andrang ist so gross, dass das Publikum bis in die Küche ausweichen muss. Mindestens 500 Personen sind erschienen, um Senatorin Amy Klobuchar anzuhören. Eingeführt wird sie von einem abtrünnigen Republikaner und dem schwarzen Bürgermeister von Iowa City. Er weist darauf hin, dass sie vor kurzem als “Senatorin mit der grössten Wirkung” erkoren wurde. Klobuchar hat in ihren vierzehn Amtsjahren über hundert Gesetzesvorschläge durch den Senat gebracht, mit Unterstützung aus beiden Parteien.
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Hier kommt sie, der Wand entlang, Kameras rundum. Rote Bluse, schwarzes Hosenkleid. Etwas gedrungen, ein rundes, offenes Gesicht. Frau Klobuchar wirkt jünger als ihre bald 60 Jahre. Ehemalige Angestellte, etliche anonym, hagen ihr via einen Zeitungsbericht vorgeworfen, sie sei eine herrschsüchtige, dünnhäutige und unfaire Chefin, die gerne auch schon einmal schnappt und beisst. Der Mainstream reagiert feministisch: Beim Mann geht so etwas durch. In Jethro’s Barbeque wirkt Amy Klobuchar mütterlich und warm.
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Sie beginnt mit dem Impeachmentprozess in Washington, spricht von der Pflicht, die Anklage ernst zu nehmen und über den parteipolitischen Schatten zu springen wie der Republikaner McCain, als er gegen die Abschaffung von Obamacare stimmte. Klobuchar ist die einzige, die über das Impeachment spricht, in fünf Wahlveranstaltungen hat das niemanden interessiert, verständlicherweise. Die endlosen Liveschaltungen an Fernsehen und Radio erreichen immer weniger Publikum, viele Leute reagieren fatalistisch: Was man Trump vorwirft, macht doch jeder Politiker. Das Impeachment ist politisches Pro Wrestling, Show mit zum Voraus abgekartetem Ergebnis.
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Für Klobuchar ist das Impeachment jedoch ein gutes Einfallstor, um den sogenannt “gemässigten” Republikanern ins Gewissen zu reden. Hier sieht sie ihre Chance. Sie erinnert daran, dass der gegenwärtige Börsenwohlstand nicht von allen geteilt wird. An mangelnde Kinderversorgung für arbeitende Elternpaare, an Trumps schädliche Handelskriege, das Elend mit der Krankenkasse. “Wenn ich mit gemässigten Republikanern spreche, stimmen sie mir zu: Amerika hat ein grösseres Herz als der Kerl im Weissen Haus”. Dazu hat Klobuchar eine Geschichte. Vom Farmer in Minnesota, einem Trump-Wähler, der ihr eröffnete, der Präsident sei für ihn erledigt, seit er vor der Mauer der gefallenen CIA-Agenten mit der erfundenen Grösse seines Publikums an der Amtseinsetzung geprahlt habe. Die Wahl sei ein “Anstands-Check”, sagt Klobuchar. “Trump machte Versprechungen, die er nicht hielt”. Zum Beispiel gegenüber den Farmern, die seinen Handelskriegen leiden. Und sein Geplärre, wen es um die Dinge gehe, welche die untere Hälfte Amerikas plagen, das teure Insulin, die hohen College-Kosten. “Amerikaner plärren nicht. Sie handeln”.
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Amy Klobuchar kommt als eine, die handeln will. Sie hat Pläne für alles, die meisten versehen mit einem Gesetzesvorschlag. Für das Gesundheitswesen nicht “Medicare für alle”, aber eine “non-profit Staatsoption”. Gegen den Klimawandel nicht gerade den Green New Deal, aber Einbezug der Farmer: “Wer könnte es besser als der Mittlere Westen?”. Gegen die hohen College-Kosten nicht in erster Linie Staatsgeld, aber bessere Refinanzierungsbedingungen: “Was Millionäre mit ihren Yachten machen können, soll auch für Studenten gelten”. Für das Mittelschulwesen Vorschläge zur Förderung des Handwerklichen: “Wir werden keinen Mangel an Betriebswirtschaftern haben, aber einen Mangel an Spenglern”. Amy Klobuchar sagt: “Es gibt 137 Dinge, die ein Präsident tun kann, ohne den Kongress um Erlaubnis zu fragen – ich tue sie alle in den ersten 100 Tagen”. Man könne es auf der Webseite lesen.
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“Aber das wichtigste ist, wir müssen gewinnen”. Da ist das Argument – die Wählbarkeit. Klobuchar hat dort gewonnen, wo Hillary Clinton vor vier Jahren verloren hat, im Mittleren Westen. “In Minnesota habe ich 44 Distrikte von den Republikanern zu den Demokraten geholt. Ich habe dort gewonnen, wo die Stahlarbeiter sind”. Ihre Plakatfarbe ist nicht das gewohnte blaurotweiss, sondern grün. Wegen des progressiven Minnesota-Senators Paul Wellstone. Er war einer der wenigen Gegner der amerikanischen Kriege im Mittleren Osten, peitschte ein Gesetz zur Begrenzung privater Wahlkampffinanzen durch den Kongress und wurde im nüchternen Minnesota dennoch gewählt. So wie Paul Wellstone will Amy Klobuchar werden: “Ich bin jemand, der Menschen mit sich zieht”.
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Fragen aus dem Publikum werden aus vorher ausgefüllten Zetteln gezogen. Was tut sie als erstes? “Aufhören mit den Gemeinheiten, das Gespräch mit den Gouverneuren der Bundesstaaten suchen”. Missbräuche in der Langzeitpflege? Klobuchar hat eine Geschichte, sie hat für alles eine Geschichte. Als Staatsanwältin hat sie einen betrügerischen Vormund hinter Gitter gebracht. Was ist mit Bündnissen und Alliierten? Klobuchar fehlt die aussenpolitische Erfahrung eines Biden, aber umso mehr holt sie aus: “Wir müssen uns den internationalen Abkommen wieder anschliessen”. Das Pariser Klimaabkommen, das Iran-Abkommen (“ich bin dafür, würde aber ein paar Änderungen wollen”), auch die Atomwaffenabkommen mit Russland, den gekündigten ABM-Vertrag, das auslaufende START-Abkommen: “Russland hat geschummelt, aber das heisst nicht, dass wir keine Abkommen schliessen sollen”. Keine unausgegorenen Tweets mehr, keine Photoposen mit Diktatoren, kein Verrat an den eigenen Werten: Wo ein Khashoggi ermordet wird, “hört man mit Saudiarabien auf”.
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In einem Wort: return to sanity – zurück zur Vernunft. Das hat Amy Klobuchar die Unterstützung der New York Times eingetragen, zusammen mit Elizabeth Warren. Die weiblichen, jüngeren Alternativen zu Sanders und Biden, aber das alte Dilemma.
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Obwohl nur im Mittelfeld, signalisiert Amy Klobuchar Hoffnung. “Die Umfragen steigen, zur rechten Zeit”.
Zweites Fazit
Hat man hier den zukünftigen Präsidenten der USA gesehen, die Präsidentin? Oder die Person, die im Herbst gegen Trump antreten wird? Vielleicht. Trumps Amtsführung wird von einer Mehrheit der Bevölkerung weiter missbilligt, und gemäss www.realclearpolitics.com ist Bernard Sanders landesweit im Aufschwung. Der Besuch der Veranstaltung in Perry bestätigt, was mittlerweile auch in den Nachrichten steht: Die Sanders-Bewegung entfaltet eine gewaltige politische Kraft und sie erweist sich als beständig. Wenn die Demokraten sich dieser Bewegung anschliessen, ihren Schwung ausnützen wollen. Das ist bei weitem nicht entschieden, aber wenn die Partei diesen Weg einschlägt, ist Sanders der Kandidat. Er ist der Repräsentant dieser neuen Linken, keine Frage. Niemand unter den Mitbewerbern zur Linken ist so authentisch, auf niemanden ist so viel Verlass wie auf den Greis aus Vermont. Er hat ein Leben lang gegen die Wirtschafts- und Finanzinteressen gekämpft, und es scheint undenkbar, dass er dem Druck der Börsenlobbyisten und der Grosskonzerne nachgibt, wie ein Obama es getan hat. Undenkbar? Die Liste der linken Enttäuschungen ist lang, gerade auch bei den europäischen Sozialdemokraten, die Sanders oft als Beispiel herbeizieht. Amy Klobuchar? Nach dem Besuch ihrer Veranstaltung in Jethro’s Barbeque ist unverständlich, warum sie in den Umfragen nicht vorankommt. Klobuchar hat alles, was eine klassische US-Demokratin ausmacht: Sie spricht vernünftig, ist sattelfest, hat machbare Pläne, einen soliden track record im Senat, zeigt Herz für die unteren 50 Prozent, findet sogar ein freundliches Wort für die Gewerkschaften, signalisiert Verständnis für Minderheiten. Und sie ist noch nicht im Pensionsalter. Und sie ist eine Frau. Und sie kommt aus dem Mittleren Westen. Wenn Klobuchar in Iowa eine Überraschung schafft – will heissen: wenn sie besser abschneidet als ihre 10 Umfrageprozente – bleibt sie auf der Rechnung. Aber vielleicht nicht für lange. Nach der Massenwahl vom Super Tuesday, ansteht, die Massenwahl vom 3. März. Dann folgt die grosse Triage: Wem der finanzielle Schnauf ausgeht, steigt aus. Und Milliardär Mike Bloomberg steigt ein. Mitte März wird die grosse Rechnung aufgemacht.
Erschienen auf www.watson.ch