Wenn ganz Europa sich über die amerikanische Unfähigkeit in der Corona-Krise auslässt, muss ja früher oder später ein Nonkonformist zur Feder greifen, um ein gutes Wort für den Tolpatsch im Weissen Haus einzulegen. Und sei es nur, um die “Mainstream-Medien” gegen das Fell zu bürsten.

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In der Schweiz besorgt das ein Kolumnist der Tamedia-Presse unter dem Titel “In Trump we trust”. Ach, Gott. Die Überschrift ist eigentlich alles, was hier zählt. Es wird suggeriert, der Caudillo im Weissen Haus sei ein Garant für “neue Ideen” zur Bewältigung der Corona-Krise, weil seine Zustimmungrate  erstmals oberhalb der 50-Prozent-Marke liegt. Der Ansatz ist dämlich: Trumps Beliebtheitswerte in der Krise sind phänomenal schlecht – Kriegspräsidenten, die handeln, werden in den USA ganz anders bewertet. George W. Bush stand zwei Wochen nach 9/11 bei 90 Prozent. Der Rest ist Geseiere – der erwähnte Tadel an die Medien, eine asinine Behauptung, Trumps Pressekonferenzen seien “luzid”. Plus eine grosse Menge Lob für den Schweizer Bundesrat und seine Massnahmen, gewürzt mit einer Prise Unbehagen ob der grossen Willfährigkeit der Bürgerschaft, diese Massnahmen umzusetzen.

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C’est la sauce qui fait le poisson. Was den faden Fisch im “Bund” ausmacht, ist der Autor. Markus Somm ist seit Jahren ein Wortführer der jenseits der bürgerlichen Rechten agierenden Blocher-Bewegung – Köppel der Kleinere. Sein Versuch offenbart, wie undankbar es zurzeit ist, hart rechts die politische Spur zu halten. Denn hart rechts heisst ja auch: gegen die “Eliten”, gegen die omnipräsente Manipulation der Medien, gegen den Staat, für die Vorstellung, die Bürger würden vom “mainstream” und von Bern oben (nie von Banken und Bossen) konstant für dumm verkauft. Und nun, in den Stunden der von oben festgestellten Bedrohung, nehmen diese Bürger dieselbe für bare Münze und schliessen sich freiwillig den Einschränkungen an, die Bundesrat und “Führungsorgane” ihnen auferlegen. Den Weltwöchnern muss es den Magen umdrehen.

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Hart rechts hat es am härtesten dort, wo hart rechts regiert. In den USA und im Vereinigten Königreich legen die Führer atemberaubende Spitzkehren hin, welche die Gefolgschaft überfordern. Trump, der die Pandemie zunächst verniedlichte (“Grippe”) und dann völlige Beherrschung der Lage bekundete, erklärt das Land “im Krieg” und greift zum Kriegsrecht, um die verschlampte medizinische Notausstattung nachzuholen. Johnson, der bis vor kurzem “Durchseuchungs”-Strategien hoch- und vernünftige Eindämmungsmassnahmen  herunterspielte, appelliert aus der Quarantäne, die soziale Distanz zu wahren und die Hände zu waschen.

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In den USA trennen sich zwei Auffassungen, die in der extremen Rechten zum “Rechtspopulismus” verschmolzen. Die eine ist autoritär und xenopobisch, die andere libertär und anarchistisch. Für die erste steht Trump-Wahlkampfleiter Steve Bannon, für die zweite Rush Limbaugh, der Vater des politischen Radio-Talks. Beide sind Hauptfiguren einer amerikanischen Rechten, die jenseits der Republikanischen Partei agiert. Sie stellt die Zweiparteienherrschaft in Washington in Frage, betrachtet die Medien als Manipulationsapparat der Eliten, bekämpft die Staatsverwaltung als geheime Machtstruktur (deep state) und sucht die kapitalistische Marktwirtschaft ohne staatliche Leitplanken durchzusetzen.Rhetorisch immer auf der Seite des kleinen Mannes im “Volk”. Die historischen Parallelen liegen auf der Hand.

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Bannon nahm die Corona-Ereignisse früh als Chance wahr, Donald Trump in eine landesweite Führergestalt zu formen und den Konflikt mit dem globalen Rivalen China zu schüren: Nationalismus und Autoritarismus. Ende Januar startete er WarRoom:Pandemic, einen exklusiv der Viruskrise gewidmeten Podcast. Bannon unterstützt dort harsche staatliche Massnahmen in den USA. Anfang März erklärte er die Krise zu Trumps “Churchill-Moment”, der diesem den gleichen Status verschaffe wie dem britischen Weltkriegspremier. Am vergangenen Samstag forderte er härtere Ausgangsbeschränkungen und noch höhere finanzielle Überbrückungsleistungen für Krisenopfer, und er zeigte sich zuversichtlich, dass der “Kriegspräsident” so handeln wird. “In Trump we trust”.

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Rush Limbaugh banalisierte die Epidemie zunächst als Welle “simpler Erkältungen”, die von den Medien aufgeblasen werde, “um Donald Trump herunterzumachen”. Die Modelle der Epidemiologen seien “falsch wie die Klimawandelmodelle”. Nach einer Sendepause äusserte er am vergangenen Wochenende Unbehagen über das 2-Billionen-Hilfspaket (“Obamas Stimulus war nicht einmal eine Billion, und das führte zur Schaffung der Tea Party”) und er zeigte sich “erschreckt, wie leicht es war, das ganze Land unter Verschluss zu bringen”. Er kündigte an, solche Skepsis in den kommenden Wochen zu vertiefen. Und verstromt Zuversicht, dass der “Kriegspräsident” richtig handeln wird. “In Trump we trust”.

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Bannonisten gegen Limbaugher. In der Schweizer Rechten haben die Bannonisten die Oberhand. Die Führung der Volkspartei ruft nach schärfsten Massnahmen. Nationalrätin Martullo-Blocher befiehlt der Belegschaft ihrer Ems-Werke Maskenpflicht. Der alte Blocher – Heiland der Bewegung – sagt in seiner “teleblocher”-Sendung mehrfach: “me mues es ärnscht näh”. Er predigt die Grenzschliessung, den Nationalismus und den starken Nationalstaat. Neuerdings kommen Vorstösse zur Lockerung der lockdown-Massnahmen für Gewerbe und Unternehmen, aber im Grossen und Ganzen zeigt die harte Rechte in der Schweiz enormes Verständnis für Bundesrat und Behörden. Deshalb muss ihnen Köppel der Kleinere so viel Referenz erweisen. Das Unbehagen, das ihn am Zürichsee und den grossen Limbaugh in Amerika plagt, ist in der Schweiz an einem kleinen Ort. Aber fein gespürt und gut gesehen ist es schon. Nur sind Takt und Tonart des Lieds sind falsch. Sie stimmen erst, wenn die Fremdenfeindlichkeit, der Nationalismus und der Hass auf alles Europäische aus der Partitur gestrichen werden. Dann können wir mitsingen. Einen Trump braucht es keinen im Chor.