Wenn die Corona-Krise “Krieg” bedeuten soll, dann verhält sich der Tamedia-Medienkonzern als Kriegsgewinnler. Er hat die Belegschaft auf Kurzarbeit gesetzt.
Das ist nicht erstaunlich. Im Krieg schaut Oben für sich selbst und lässt Unten bluten. Ein offener Brief fordert die Verantwortlichen in Zürich auf, ihre Kürzungen zurückzunehmen. Unterschreiben kann man hier bei “campax”. Man soll.
Kurzarbeit heisst, dass Tamedia die Leistung seiner Medien (Tagesanzeiger und zirka ein Dutzend weitere Zeitungen) kürzt und sich für den Ausfall aus der Staatskasse entschädigen lässt. Das ist
- schlecht, weil in einer Zeit der Notverordnungen und der elektronisch verbreiteten Lügen sorgfältiger, freier Journalismus nötiger ist denn je.
- unehrlich, weil der Konzern sich im Gegensatz zu anderen Medien seine Coronavirus-Artikel online weiterhin bezahlen lässt, was seine Chefredaktoren mit dem Argument verteidigen, Qualitäts-Journalismus habe eben seinen Preis – einen Preis, den der “Anbieter “ selbst nicht zu zahlen gewillt ist.
- unglaubwürdig, weil Tamedia rentabel ist und seine Eigentümer (hauptsächlich der Familienclan der Coninx) und die oberste Führung jahrzehntelang Millionen aus den Unternehmen gezogen haben. Die angeblich erwarteten Corona-Schäden von 30 Millionen sind verkraftbar, jüngsten Zahlen zufolge hat das Aktionariat sich in einem Jahr mehr als das Doppelte als Dividende ausrichten lassen.
- unsolidarisch, weil grosse Teile der Schweizer Bevölkerung nicht nur die Gesundheit, sondern auch Lohn und Brot zu verlieren drohen. Wir sehen rundum, dass sich Bürgerinnen und Bürger gegenseitig helfen. Sogar die Banken haben in Aussicht gestellt, die durch die Hilfsmilliarden anfallenden Gewinne spenden zu wollen. Demgegenüber signalisiert die Kurzarbeit von Tamedia Eigennutz und Kurzsichtigkeit.
Wir können die Raffkes in Zürich nicht zwingen, sich anständig zu verhalten, leider. Aber wir müssen nicht schweigen. Der offene Brief verdient Unterstützung.