Peter Voegeli (58) ist SRF-Korrespondent in Berlin. Nach mehrwöchiger Rekonvaleszenz in der Schweiz ist er in der vergangenen Woche an seinen Arbeitsort zurückgekehrt. Er wundert sich über die Umsetzung der Corona-Massnahmen bei der Swiss und in Deutschland.
Hallo Peter, wie fühlt es sich an, nach fast drei Monaten wieder dort zu sein, von wo Du berichten sollst?
Sehr gut. Ich habe ein paar Kolleginnen und Kollegen, die irgendwo gestrandet sind und nun das Beste aus der Situation machen. Ich war nach einem Unfall in einer Rehabilitation in der Schweiz und konnte dann mehrere Wochen nicht mehr nach Deutschland zurück. Ich habe ein paar gute Ideen für Radiogeschichten aus Berlin.
Bist Du in Quarantäne?
In Selbstisolation in der Wohnung. Ich war bisher noch nicht im Büro.
Musst Du in Quarantäne?
Das wollte ich herausfinden, aber ich kam der Sache nicht auf den Grund. Es gibt eine Verordnung des Berliner Senats, wonach alle Einreisenden vierzehn Tage in Quarantäne müssen, aber Ausnahmen möglich sind. Als ich mich beim Senat erkundigte, ob ich eine Ausnahme sei, hiess es, ich müsse mich an das Gesundheitsamt wenden. Dort sagte man mir, die Verordnung gelte generell, und ich müsse beim Senat fragen, ob ich als Ausnahme in Frage komme. Das Amt gab mir ein Formular. Darauf musst Du ankreuzen, dass Du mit Covid-19-Patienten in Berührung warst, wenn Du einen Ausnahmeantrag stellen willst. Das bin ich nachweislich nicht. Als ich fragte, wie ich nun meinen Antrag stellen solle, hiess es: “Sie müssen halt ankreuzen”. Ich gab auf.
Nicht gerade klare Ansage. Wie verhalten sich die Leute in Berlin?
Ich habe den Eindruck, die Leute sind vorsichtiger. Auf der Strasse sehe ich mehr Masken als in der Schweiz.
Kannst Du arbeiten?
Ja, halt von zuhause aus, aber das ist kein grosser Unterschied. Ich habe ein paar Anfragen für Interviews mit hochrangigen Politikern gestellt und bin überrascht, wie schnell ich Antwort erhielt. Eher schneller als im Berliner Normalbetrieb.
War es schwierig, nach Berlin zu reisen?
Überhaupt nicht. Es gibt vier wöchentliche Flüge von Kloten nach Zürich. Es war nicht schwer, einen Platz zu kriegen, allerdings lag der Preis höher als normal.
Wie war der Flug?
Skandalös. Die haben den Flieger bis auf vielleicht fünf Plätze gefüllt. Keine Spur von social distancing. Ich hatte Glück. Mein Platz war in der Mitte einer Dreierreihe, und neben mir war eine resolute Dame in Hochsicherheitsmontur – Maske, Handschuhe, Desinfektion – platziert, die mich aufforderte, ans Fenster zu sitzen. Sie verteidigte den freien Sitz in der Mitte erfolgreich, so dass auch ich ein wenig mehr Abstand erhielt.
Musste man Maske tragen?
Ja. Swiss hatte vor dem Flug geschrieben, dass man Masken selbst organisieren muss, aber in der Maschine einige verteilt.
Haben die Passagiere sich daran gehalten?
Die meisten. Mehrere haben sich die Maske heruntergezogen, ausschliesslich Männer. Das XY-Chromosom blockiert offensichtlich die Einsicht in notwendige Massnahmen zum Pandemieschutz.
Hat die Swiss die Passagiere informiert, wie sie sich nach der Ankunft in Berlin verhalten müssen?
Sie haben Zettel verteilt, auf denen man die Personalien eintragen musste. Aber sie hatten zu wenig Zettel. Für meine Sitzreihe reichte es nicht mehr.