Liebe FreundInnen und Bekannte,

Alles Gute zum neuen Jahr 2023! Gesundheit! Zufriedenheit! Hygge ! Lagom ! Auf jede Art Erfolg im pursuit of happiness !

Wir haben Krieg in Europa und Inflation allenorts. Das erste ist eine Katastrophe für die Ukraine und die Soldaten, die dort kämpfen müssen, das zweite ein Tritt in die Eier für alle, die auf fixe Einkommen angewiesen sind. Unter anderen für die Rentner, denen der Altersbatzen wegschmilzt. Inflation gibt dem Begriff «Kohleausstieg» eine ganz neue Note.

Wir dürfen nicht klagen, da es anderen schlechter geht. Und wir sollen nicht klagen, weil derzeit die Gürtel-enger-Schnaller das Wort führen. Tous azimuts sind wir angehalten, Verzicht zu üben, um Gutes zu tun oder Schlimmes zu verhindern. Kein Witz: Die Schweizer Regierung, die den Umstieg von der fossilen auf die erneuerbare Energie verbaselt hat, fordert uns nun auf, den Backofen nicht mehr vorzuheizen und kalt zu duschen.

Henu, sagt man hierzulande. Sodehaut. Ich dusche oft kalt. Aber wenn es ans Backen geht, erwärme ich die Röhre auf 220 Celsius. Auch esse ich Fleisch. Und heize mit Oel. Und fahre (abwechselnd) zwei sehr alte, dafür ausserordentlich schöne Benziner. Und habe gegen die Staatshilfe für Medienkonzerne und für das gleiche Rentenalter von Mann und Frau gestimmt. Und komme mit «er», «sie» und «es» aus, wenn ich etwas. Das sind alles Wasserzeichen auf dem politisch von rechts beschriebenen Blatt, und in der Tat fragst du dich nach der politischen Verortung, wenn dich der Bierernst, die Beflissenheit und die Selbstgefälligkeit der Linken die Wände hochtreibt. Mir graut vor dem kommenden Schweizer Wahljahr. Wahrscheinlich gehe ich wieder so vor die letzten Male: Die Listenstimme für die am nächsten liegende Partei (Männerliste), dann sämtliche Kandidaten gestrichen und die paar passenden hineingeschrieben, querbeet.

Sonst? Das Jahr gehörte Barbara. Sie schaffte mit ihrem Diplomatic Choir of Berlin nicht nur den Ausstieg aus dem Pandemiestupor, sondern setzte mit geflüchteten Musikerinnen (und einzelnen -ern) aus der Ukraine einen neuen Höhepunkt. Ihr Programm «Konzert Ykpraïna» war ein grosser Erfolg – einer mit Folgen: die von Barbara zusammengebrachten Ukrainerinnen konnten mehrere Folgegigs bestreiten und erhielten eine Unterstützung des deutschen Musikrats. Im neuen Jahr wird der Chor 10 Jahre alt, und Barbara ist mit Vollschub daran, einen Jubiläumsauftritt auf die Beine zu stellen.

Ich habe im Chor gesungen (Bass, nach Grundregel when in doubt, leave it out), das «ECOSOC Handbook» (Wirtschafts- und Sozialrat der UNO) fertiggestellt, die Chesapeake Bay besegelt, die USA bereist, die Vorwahl in Pennsylvania und Ohio verfolgt. Das nährt meinen Blog, und manchmal darf ich– Rentnerglück – etwas auf watson.ch publizieren. Im Frühjahr und Sommer bloggte ich auch den Senf zum Ukrainekrieg. Dazu hat es mir seither die Sprache verschlagen. Das Widerliche des Kriegsgeschehens –Töten, Verstümmeln, Foltern, Vergewaltigen, Einschnüren,  Hungern, Erfrieren, Medikamentenmangel, stupide Militärkopfbefehle, Zeuseln mit Atomwaffen – hält sich die Waage mit dem Abstossenden im politischen Diskurs: Grüne Falken, die nie eine Uniform getragen haben, aber von den Schreibtischen aus den Kampf bis zum letzten Ukrainer führen. Braune Tauben, die das Verständnis für russischen Imperialismus, Verachtung des Völkerrechts, Verhöhnung der Demokratie predigen. Rote Wiesel, die aus lauter Antiamerikanismus jede russische Schweinerei übersehen. Und die Straussenvögel in Bern, denen die Neutralität verunmöglicht, ein Minimum an europäischer Gemeinschaftlichkeit zu leisten.

Was ich sagen wollte: Es geht uns recht gut. Wir befinden uns abwechselnd in Berlin, New York City und in CH-4932, oft getrennt, gelegentlich zusammen.

 

Beste Grüsse !